Der Krieg in der Ukraine setzte der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie ein abruptes Ende. Dies und die Erhöhung der Leitzinsen zur Bekämpfung der Inflation führten zu grossen Verwerfungen an den Märkten, welche sich auch auf das finanzielle Ergebnis der Mobiliar auswirkten.
Anlagestrategie und Anlageergebnis
Das Anlagejahr 2022 verlief für Bondinvestoren äusserst negativ, da die Zinsen aufgrund der überraschend hohen Inflation markant anstiegen. Die Inflationsdynamik wurde zusätzlich durch den Krieg in der Ukraine angeheizt. Um die Lohn-Preis-Spirale zu brechen und die Inflation zu bekämpfen, erhöhten die Notenbanken weltweit ihre Leitzinsen zügig, weshalb die 10-Jahres-Zinsen auf Schweizer Staatsanleihen im Jahresverlauf insgesamt um rund 1.5 Prozentpunkte anstiegen, während in den USA gar ein Anstieg von rund 2.4 Prozentpunkten zu verzeichnen war. Die Risikoprämien für Unternehmensanleihen begannen sich bereits Anfang Jahr auszuweiten. Mit dem Angriff von Russland auf die Ukraine erhöhten sich die Kreditprämien weiter und zu Beginn der Invasion stürzten russische Emittenten und Schuldner mit Bezug zu Russland an den Kreditmärkten regelrecht ab. Aufgrund unseres Fokus auf die Schweiz sowie einer stringenten Titelselektion blieben unsere Portfolios von einer starken Ausweitung der Kreditrisikoprämien jedoch weitestgehend verschont. Mit dem Beginn der Invasion wurde ferner eine Flucht in sichere Häfen ausgelöst. Im Anleihenmarkt waren dies Schweizer Staatsanleihen, welche sich bis zum Ende des dritten Quartals signifikant verteuerten. Schliesslich war in den letzten Monaten der Berichtsperiode eine allmähliche Normalisierung in diesem Segment zu beobachten.
Rendite 10-jähriger Staatsanleihen für das Jahr 2022
Das vergangene Aktienjahr stand vom ersten Börsentag an ganz im Zeichen von steigenden Zinsen und hoher Inflation, welche von den Notenbanken allerdings lange unterschätzt wurde. Die amerikanische Notenbank Fed erhöhte die Leitzinsen ab März bis Ende Jahr um ganze 425 Basispunkte – eine noch kaum gesehene Straffung der Geldpolitik. Der schnelle und starke Zinsanstieg, vor allem für langjährige Laufzeiten, setzte den Aktienmärkten enorm zu und bereitete der langjährigen Aktienhausse ein abruptes Ende. Steigende Zinsen sind stark negativ korrelierend mit hoch bewerteten Qualitäts- und Wachstumswerten. Ende Februar kam mit dem Ukraine-Krieg weiterer Gegenwind für die Aktienmärkte sowie für die Bekämpfung der Inflation in Form von stark steigenden Energiepreisen hinzu. Die Abhängigkeit Europas von russischem Gas trat mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine schmerzhaft zutage und führte zu einer veritablen Krise. Ab Mitte Jahr kamen mit dem entschlossenen Handeln der Notenbanken Rezessionsängste auf, was höhere Volatilität und Druck auf zyklische Aktien verursachte. Aus Anlegersicht liegt damit das Jahr 2022 noch unter dem von der Finanzkrise geprägten sehr negativ performenden Jahr 2008.
Negative Marktentwicklung wirkte sich auf finanzielles Ergebnis aus
Vor dem Hintergrund dieser grossen Herausforderungen erzielte die Mobiliar ein finanzielles Ergebnis von CHF 183.6 Mio., womit der sehr gute Vorjahreswert von CHF 450.2 Mio. deutlich unterschritten wurde. Während 2021 noch von der Erholung der Börsen nach der Coronapandemie profitierte, schlugen im vergangenen Jahr die negative Marktentwicklung aufgrund geopolitischer Spannungen, Energiekrise und Inflation sowie die damit verbundenen Zinserhöhungen auf das Anlageergebnis durch.
Die Erträge aus Kapitalanlagen, bestehend zum grössten Teil aus Mieteinnahmen, Zins- und Dividendenzahlungen, fielen mit CHF 277.5 Mio. um 25% höher aus als im Vorjahr. Die Zunahme resultierte zum grössten Teil aus einem Sondereffekt bei alternativen Anlagen, bei welchen es zu einer Umschichtung innerhalb von Infrastruktur-Fonds und einer daraus erfolgten Sonder-Ertragsausschüttung kam. Daneben stiegen auch die Dividendenzahlungen von Aktien und Fondsanteilen etwas an, da die Gewinnausschüttungen aufgrund der hohen Unternehmensgewinne von 2021 erfolgten. Trotz der in mehreren Schritten durch die Zentralbanken erhöhten Zinsen und einer daraus resultierenden höheren Neuinvestitionsrendite gingen dagegen die Erträge von Nominalwerten leicht zurück, da analog den Vorjahren die Bestandsrendite insgesamt weiter sank.
Das Nettoergebnis der Gewinne und Verluste aus Kapitalanlagen fiel von CHF 264.0 Mio. (2021) auf einen Wert von CHF –95.0 Mio. für das Berichtsjahr. Vor allem bei Aktien und Fondsanteilen spiegelte sich die negative Marktentwicklung des schwierigen Börsenjahrs in hohen Abschreibungen. Dies traf auch auf unsere Obligationenfonds zu, die aufgrund der Zinserhöhungen ebenfalls in den Abschreibungsmodus fielen. Hinzu kam, dass wir auf Realisierungen weniger Gewinne generierten und aus Umschichtungen höhere Verluste hinnehmen mussten als im Vorjahr. Auch die Kosten für eine taktische Aktienabsicherung, welche die Mobiliar im Frühling nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine durchführte, um das Ergebnis nach Swiss GAAP FER gegen weitere hohe Kursverluste abzusichern, schlugen negativ zu Buche. Aufgrund von taktischen Währungsabsicherungen auf den US-Dollar bei Sachwerten fielen ferner die Kosten bei den Derivativen Instrumenten gegenüber dem Vorjahr höher aus. Im Gegenzug konnten dadurch jedoch währungskursbedingte Abschreibungen auf Aktien und alternative Anlagen verringert werden. Des Weiteren stiegen auch die Abschreibungen auf assoziierte Organisationen stark an.
Im zweiten Semester reduzierten wir aus taktischen Überlegungen unser Übergewicht in Gold leicht, was zusätzliche Realisierungsgewinne generierte und das Ergebnis verbesserte. Auch Alternative Anlagen litten in Summe unter der negativen Marktentwicklung, doch insgesamt war die Performance in dieser Anlageklasse besser als bei Aktien, was unter Diversifikationsaspekten für die Wahl dieser Anlageklasse sprach. Da die Mobiliar insgesamt weniger Transaktionen tätigte als im Vorjahr, gingen die Aufwendungen für die Verwaltung der Kapitalanlagen leicht zurück. Erstmals seit langer Zeit kam es nach der Bewertungsrunde bei unserem Immobilienportfolio in Summe nicht zu zusätzlichen Wertsteigerungen, wodurch die geringeren Zuschreibungen und leicht höhere Abschreibungen gegenüber dem Vorjahr erklärt werden.
Immobilien
Im Berichtsjahr setzten wir den Ausbau unserer Investitionen in Immobilien weiter fort:
In Pratteln konnten wir Bauland zur Erstellung einer Wohnliegenschaft mit rund 70 Wohnungen erwerben. Die Baubewilligung für dieses Neubauprojekt erwarten wir Ende 2023.
In Genf haben wir das Baurecht für eine Wohnbebauung mit kleinem Gewerbeanteil beurkundet. Das Investment ist Teil einer grösseren Quartierentwicklung, welche 2026 fertiggestellt werden soll.
Im Berichtsjahr wurden demgegenüber zwei nicht mehr strategiekonforme Liegenschaften in Affoltern am Albis und Liestal verkauft.
Das Liegenschaftsergebnis des direkten Immobilienportfolios war im Berichtsjahr wiederum durch das hohe Volumen an Erneuerungsarbeiten an den Bestandsliegenschaften geprägt. Der Cashflow war deshalb mit CHF 63.3 Mio. tiefer als im Vorjahr (CHF 64.2 Mio.). Aufgrund des veränderten Marktumfelds wurden die durchschnittlichen Diskontierungen der Bewertungen nur noch marginal reduziert. Die Wertveränderung des Portfolios war dadurch vor allem durch Effekte aus der Teuerung geprägt, welche trotz erhöhter Ertragserwartungen nicht mehr vollumfänglich kompensiert werden konnten. Im Ergebnis resultierte daraus eine negative Wertänderungsrendite von –0.45% (Vorjahr 5.33%).
In der Summe erhöhte sich der Marktwert des gesamten Portfolios auf CHF 2.262 Mia. (Vorjahr CHF 2.257 Mia.). Das direkte Immobilienportfolio verzeichnete im Berichtsjahr eine Performance von 2.3% (Vorjahr 8.3%). Einen wesentlichen Bestandteil der Anlagen in Immobilien der Gruppe Mobiliar bildet der substanzielle Anteil am MobiFonds Swiss Property.
Anlagerendite und -performance
Auf durchschnittlich investierten Kapitalanlagen zu Buchwerten von CHF 19.719 Mia. erzielten wir eine Anlagerendite von 0.9% (Vorjahr 2.3%). Die Anlageperformance auf den Kapitalanlagen belief sich auf –8.5% (Vorjahr 4.1%); bei Sachwerten waren vor allem Aktien und Fondsanteile die negativen Treiber, bei Nominalwerten resultierte der Haupteffekt aus den Marktwertverlusten der Obligationen.
Portfolio-Allokation per 31.12.2022
Vorjahreswerte in Klammern
MobiFonds – die Anlagefonds der Mobiliar
Die Fonds der eigenen Fondsleitung, Schweizerische Mobiliar Asset Management AG, widerspiegeln die Anlagephilosophie der Mobiliar. Diese beinhaltet die Schwerpunkte Sicherheit vor Rendite, aktives Anlegen sowie Fokus auf Qualität. Es gilt der Grundsatz: Wo Mobiliar draufsteht, ist Mobiliar drin. Das Fondsvermögen wird nach den gleichen Grundsätzen und mit derselben Sorgfalt wie das Vermögen der Gruppe Mobiliar und deren Pensionskassen verwaltet. Die heutige Fondspalette für Privatkunden besteht aus den MobiFonds Select 30, 60 und 90, welche flexibel im Rahmen einer fondsgebundenen Sparversicherung der Mobiliar oder bei den meisten Schweizer Banken verfügbar sind. Die angegebene Zahl bezeichnet jeweils den Sachwertanteil der Anlagestrategie.
Unsere Fonds investieren alle in die gleichen Anlagekategorien, allerdings mit unterschiedlicher strategischer Gewichtung. Meist gilt: Wenn Aktien nicht rentieren, dann immerhin Obligationen. Das war 2022 anders. Beide Anlageklassen schlossen mit einer negativen Rendite ab. Normalerweise schwanken Obligationen nur schwach, mit den starken Leitzinserhöhungen war das Minus erstmals in der Geschichte zweistellig. So war das Jahr dann auch für sämtliche MobiFonds Select das negativste seit ihrer Lancierung. Über mehrere Jahre weisen die MobiFonds jedoch eine positive Performance aus. Gerade in solchen Zeiten lohnt es sich, Ruhe zu bewahren. Regelmässiges, diszipliniertes und langfristiges Investieren ist entscheidend für den Anlageerfolg.
MobiFonds Select für die gebundene Vorsorge für das Jahr 2022
Quelle: Schweizerische Mobiliar Asset Management AG. Die Performancedaten stellen keinen Indikator für die laufende oder zukünftige Performance dar und lassen die bei der Ausgabe und Rücknahme der Anteile erhobenen Kommissionen und Kosten unberücksichtigt.
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