Gruppe Mobiliar
Nicht-Leben
Mit einem Anstieg des Prämienvolumens von 4.0% wuchsen wir im Nicht-Lebengeschäft erneut stärker als der Markt, blieben jedoch unter dem hohen Vorjahreswachstum. Wiederum verzeichneten wir im Sommer überdurchschnittlich hohe Unwetterschäden, die aber nicht das Ausmass des Vorjahres erreichten.
Weiterführende Informationen:
Nachdem sich die Schweizer Wirtschaft im ersten Semester nach Aufhebung gesundheitspolitischer Massnahmen und einem Wiedererstarken des privaten Konsums weiter erholt hatte, schwächte sich die Entwicklung im zweiten Semester ab. Hauptgrund dafür war die tiefere Weltnachfrage in einem wirtschaftlichen Umfeld, das geprägt war vom Krieg in der Ukraine, der Energiekrise sowie der Erhöhung der Leitzinsen zur Bekämpfung der Inflation.
Positionierung und Marktanteile
Die Mobiliar behauptete sich trotz eines herausfordernden Umfelds im anhaltend kompetitiven Schweizer Versicherungsmarkt sehr erfolgreich. Sowohl unsere erstklassigen Produkte, unsere hohe Vertriebskraft und die flexible IT-Infrastruktur als auch die Motivation unserer Mitarbeitenden trugen dazu bei, unsere Position weiter zu stärken. Erneut konnten wir Marktanteile dazugewinnen. Um unseren erfolgreichen Weg nachhaltig weiter zu beschreiten, verbesserten und erneuerten wir auch im Berichtsjahr unsere Produkte und Prozesse kontinuierlich.
Weiterführende Informationen:
Wir erreichten 2022 ein erfreuliches Prämienwachstum von 4.0% , blieben aber hinter dem hohen Vorjahreswachstum (4.5%) zurück. Damit sind wir erneut stärker als der Gesamtmarkt gewachsen. Gemäss Prämienreporting des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV) konnten wir unseren Marktanteil weiter steigern auf 20.3%. Den höchsten Anteil am Wachstum erzielten wir unverändert mit dem Neugeschäft. Im aktuellen Marktumfeld fallen aber auch zunehmend die Mehrprämien im Ersatzgeschäft ins Gewicht. Die Austrittsquote lag leicht über dem Vorjahr.
Der höchste Marktanteilsgewinn resultierte wiederum in der Rechtsschutzversicherung. Nebenbranchen (See-, Luftfahrt- und Transportversicherungen) ausgenommen, liegen wir überall in der Spitzengruppe der Marktteilnehmer mit Anteilen von deutlich über 10%.
Wachstum relativ zum Markt
Nicht-Lebengeschäft, ohne aktive Rückversicherung
(Differenz in Prozentpunkten)
Markt (Basis: Prämienreporting SVV; angepasst für die Jahre 2019 und 2020)
Weiterführende Informationen:
Gründe für den Erfolg
Verlässlichkeit, Beständigkeit und lokale Präsenz der genossenschaftlich verankerten Mobiliar bilden die Grundlage für die anhaltend gute Prämienentwicklung sowie die ausgezeichnete Marktpositionierung. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen die umfassende und persönliche Beratung bei der Mobiliar. Wir dürfen dabei auf unsere motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeitenden mit ihren grossen Kompetenzen in Beratung und Schadenabwicklung zählen.
Dass die Mobiliar eine attraktive Arbeitgeberin ist, trägt massgeblich zu ihrem Erfolg bei; dies wird auch im Markt wahrgenommen: Die Mobiliar gehört gemäss einer Umfrage der Handelszeitung für das Jahr 2022 zu den beliebtesten Arbeitgebern der Schweiz. Generell erhielten bei der Punktvergabe diejenigen Unternehmen die höchsten Werte, bei denen die virtuelle Zusammenarbeit professionell, technisch gekonnt und nachhaltig gestaltet ist.
Ein weiterer Erfolgsfaktor sind die hohen Sympathiewerte der Marke Mobiliar. Gemäss GfK Business Reflector, der jährlich die renommiertesten Unternehmen und Non-Profit-Organisationen der Schweiz ermittelt, war die Mobiliar im Berichtsjahr mit dem neunten Platz erneut unter den Top Ten – unter den Privatversicherungen hat die Mobiliar den besten Ruf. Dies bestätigt auch eine von der SonntagsZeitung breit angelegte Umfrage zu den besten Versicherungen. Dabei belegen wir in den vier Kategorien Hausrat, Privathaftpflicht, Autoversicherung und Tier-Krankenversicherung jeweils den Spitzenplatz.
Die Mobiliar entwickelt ihre Produkte und Serviceleistungen laufend weiter, um damit die Kundenerwartungen zu übertreffen.
Wir sind sehr darauf bedacht, unsere Produkte und Serviceleistungen laufend weiterzuentwickeln. Damit wollen wir die Kundenerwartungen nicht nur erfüllen, sondern übertreffen – und dies bei stets optimalem Preis-Leistungs-Verhältnis. Unsere leistungsfähigen Produktentwicklungs-, Tarifierungs- und Vertragsführungssysteme tragen massgeblich dazu bei, unsere Deckungen und Tarife rasch und differenziert an veränderte Marktgegebenheiten anpassen zu können.
Geschäftsfelder und Produkte
Alle strategischen Geschäftsfelder trugen zum Wachstum bei. Im Segment Privatpersonen verzeichneten wir ein erfreuliches Wachstum in den Geschäftsfeldern Haushalt, Rechtsschutz und Mobilität. Dieses stammt wie bisher hauptsächlich aus den Neugeschäften. Bei den Haushaltversicherungen übertrafen wir sogar das hohe Vorjahreswachstum, hingegen fiel das Wachstum bei den Mobilitätsversicherungen tiefer aus. Grund dafür waren pandemiebedingte Nachholeffekte im Vorjahr. Die Mietkautionsversicherungen blieben hinter dem Vorjahreswachstum zurück – 2021 wirkte ein Sonderrabatt zum 30-Jahr-Jubiläum von SwissCaution stimulierend.
Im Segment der Unternehmenskunden stammte der grösste Anteil des Prämienzuwachses unverändert aus den Personenversicherungen. Weil aber der Fokus auf der Verbesserung der Portefeuille-Qualität lag, fiel das Wachstum – im Gegensatz zur Profitabilität – plangemäss tiefer aus. Im Ersatzgeschäft verzeichneten wir jedoch eine sehr erfreuliche Entwicklung. Weiter steigern konnten wir das Wachstum mit den Betriebsversicherungen für KMU sowie den Angeboten für mittlere und grössere Unternehmen: Die Abschlüsse von Neu- und auch von Ersatzgeschäften lagen in beiden Geschäftsfeldern über den bereits starken Vorjahreszahlen. Im Berichtsjahr trug auch das Marktumfeld zum Wachstum bei: Die Verknappung von Versicherungskapazitäten im Segment der Unternehmenskunden führte zu steigenden Durchschnittsprämien. Die Austrittsquote war im Geschäft mit mittleren und grösseren Unternehmen tiefer, während sie bei den Betriebsversicherungen für KMU leicht anstieg.
Portefeuille nach Geschäftsfeld
Auszahlungen aus dem Überschussfonds der Versicherten
Die Mobiliar teilt ihren wirtschaftlichen Erfolg auch dieses Jahr mit ihren Versicherten. Zwischen Juli 2022 und Juni 2023 fliessen insgesamt CHF 180 Mio. aus dem Überschussfonds zurück an unsere Kundinnen und Kunden. Dabei profitieren sie von einer Prämienreduktion von 10% auf Fahrzeug- und Betriebsversicherungen und von 20% auf Reiseversicherungen.
Innovationen und Prozessoptimierungen
Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden erstklassige Produkte mit einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Versicherungen sind keine physischen Produkte, sondern Leistungsversprechen für die Zukunft. Um diesem Anspruch auch weiterhin gerecht zu werden, überarbeiten und entwickeln wir unsere Produkte und Serviceleistungen laufend weiter. Auf Basis von Marktvergleichen und unter Einbezug von Kundenbedürfnissen überprüfen wir die Positionierung unserer Produkte regelmässig und passen bei Bedarf zeitnah die Produkt- und Tarifgestaltung an.
Weiterführende Informationen:
Digitale Transformation
Die digitale Transformation der Mobiliar bleibt ein hoch priorisiertes Thema. Im Mittelpunkt stehen die Erneuerung der gesamten Nicht-Leben-Produktpalette, das Ablösen von Altsystemen und die Modernisierung der Nahtstellen zu unseren Kundinnen und Kunden. Im Rahmen der vollständigen Modernisierung der Rechtsschutz-Produktpalette der Protekta arbeiteten wir 2022 an den Versicherungen für Unternehmen. Parallel dazu trieben wir in einer ersten Etappe der Erneuerung unserer Betriebs- und Gebäudeversicherung für KMU die Arbeiten für die Event- und Cyberversicherung voran. Nach umfangreichen technischen Aktualisierungsarbeiten an unserer Schadenplattform Mobiliar Claims System (MCS) ist die Umsetzung angelaufen, um auch die Bearbeitung von Unfall- und Krankenschäden auf MCS zu überführen. Dies stellt einen weiteren Schritt in der Modernisierung des Schadenprozesses dar und leistet einen wichtigen Beitrag zur Ablösung unserer Altsysteme.
Weiterentwicklung der Cyberangebote
Privat und beruflich erleichtert uns die Digitalisierung den Alltag, doch sie fordert auch ihren Preis: Die Cyberkriminalität nimmt zu. Die Entwicklungsspirale von neuen Angriffstaktiken und deren Abwehr dreht immer schneller. Je weniger ein Unternehmen geschützt ist, desto schneller wird es zum Opfer von Cyberkriminellen. Während sich in Grossbetrieben Teams von Spezialistinnen und Spezialisten mit der Abwehr von Cyberattacken beschäftigen, sind kleine und mittlere Unternehmen für Hacker oft leichte Beute. Gemäss der Studie «Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU» wurde jedes dritte KMU bereits Opfer eines Cyberangriffs. Die Frage ist also nicht mehr ob, sondern wann ein Unternehmen angegriffen wird.
2022 erweiterten wir daher unser bisheriges Cyberschutzangebot für Unternehmen. Neben der Cyberversicherung und dem Sensibilisierungstraining für Mitarbeitende bieten wir einen für die Schweiz neuartigen Service für KMU an: Der Cyber RedBox-Schwachstellen-Scan ist ein digitaler Service, mit dem KMU die Sicherheit ihrer IT-Infrastruktur permanent überwachen und kontinuierlich verbessern können. Die RedBox scannt täglich die IT-Infrastruktur der Kundinnen und Kunden und spürt Sicherheitslücken auf, welche ein Hacker ausnützen könnte. In einem Online-Portal werden die identifizierten Schwachstellen kategorisiert und nach Schweregrad priorisiert angezeigt. Handlungsempfehlungen machen es dem Unternehmen und seinen internen oder externen IT-Fachleuten leicht, in der richtigen Reihenfolge Massnahmen zu ergreifen, um das Unternehmen besser vor Cyberattacken zu schützen. War ein professionelles Cyber-Risikomanagement bisher nur Unternehmen mit entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen möglich, so können nun auch KMU dank der RedBox den Cyberschutz in die eigenen Hände nehmen und ihre IT-Infrastruktur laufend auf einem professionellen Niveau überwachen.
Auch die Versicherungsbranche hat den neuartigen Service der Mobiliar positiv aufgenommen: Bei der Verleihung des 24. Innovationspreises der Schweizer Assekuranz wurde die RedBox mit dem dritten Rang ausgezeichnet – wobei die Mobiliar als einzige Versicherungsgesellschaft prämiert wurde.
Die verhaltensökonomische Studie von FehrAdvice & Partners AG bestätigt, dass die Mobiliar unter den Versicherern das höchste Vertrauen im Kontext Cyber geniesst und es in den letzten drei Jahren weiter ausgebaut hat: Demnach werden wir als kompetente Dienstleisterin im Thema Cyber bei Privatpersonen und KMU wahrgenommen, welche zudem die Öffentlichkeit im Umgang mit Cyberrisiken sensibilisiert.
Weiterführende Informationen:
Hochwasserschutz
Die Mobiliar hat sich auch im Berichtsjahr für den Hochwasserschutz engagiert: Anfang Juni wurde das am Mobiliar Lab für Naturrisiken der Universität Bern entwickelte neue Tool Hochwasserdynamik offiziell in Betrieb genommen. Ferner stattete die Mobiliar im Berichtsjahr weitere fünf besonders hochwassergefährdete Gemeinden mit einem mobilen Hochwasserschutzcontainer aus.
Modernisierung Motorfahrzeugschaden-Prozess
Um den gesamten Schadenprozess im Motorfahrzeugbereich für Kundinnen und Kunden sowie Schadenmitarbeitende zu vereinfachen, wollen wir modernste Instrumente mit künstlicher Intelligenz (KI) kombinieren. Nachdem wir im Vorjahr die sogenannte MF-Schadenmaske zur Ablösung des bisherigen Schadenbeschriebs einführten, folgte Anfang April mit der Implementierung der Branchenplattform «e-Service» der zweite von vier Teilschritten. Diese elektronische Kommunikationsplattform zwischen Mobiliar und Reparaturbetrieben ermöglicht uns, digital und zentral an einem Ort Daten und Dokumente zu Schadenfällen auszutauschen. Weitere Effizienz- und Qualitätsverbesserungen bei der Ermittlung der Schadenhöhe erwarten wir von der Umsetzung der Bilderkennung mit Einsatz von KI. Dieses Projekt befindet sich zurzeit in der Pilotphase. Parallel dazu arbeiten wir an einem Regelwerk zur Steuerung der Aufträge für eine Fahrzeugexpertise.
Wetterversicherung
Die neue Wetterversicherung versichert verschiedene Ackerlandkulturen gegen Wettergefahren wie Hagel, Trockenheit, Frost oder Staunässe. Die Schadenhöhe wird auf der Basis des entgangenen Ernteertrags berechnet. Im September wurde mit einzelnen Generalagenturen im Rahmen des laufenden Pilotbetriebs die nächste Phase zur Optimierung des Produkts und der Schadenprozesse eingeleitet.
Neuer Versicherungsbaustein in der Mobilität
In der Motorfahrzeugversicherung können seit April dieses Jahres zusätzlich zur Vollkasko-Deckung auch Elektroladestationen gegen Beschädigung und Zerstörung mitversichert werden. Dieser Baustein schliesst eine Lücke, da bis anhin Elektroladestationen nur über die Haushalt- und Gebäudeversicherung versicherbar waren.
Ein ereignisreiches Jahr für Mobi24
2022 war ein bewegtes Jahr für Mobi24. Anfang Juni konnte sie die neuen Büroräumlichkeiten im zweiten Stock an der Bundesgasse in Bern beziehen. Kurz darauf wurde die Marke von einer Million Falleröffnungen geknackt, und im Oktober konnte das 25-jährige Bestehen gefeiert werden.
Die sich ändernden Kundenbedürfnisse treiben die Weiterentwicklung bei Mobi24 an. Dazu gehört die E-Mail-Triage basierend auf künstlicher Intelligenz, die Anfang Juni eingeführt wurde. Monatlich werden mehr als 2000 Mails automatisch triagiert und weitergeleitet. Im zweiten Halbjahr baute Mobi24 den digitalen Kundensupport mit den Services «Cyber-RedBox» und «Meine Reise» aus. Die Selfservice-Fahrzeug-Assistance Leo wickelt dank Optimierungen bereits rund 10% der infrage kommenden Fahrzeug-Assistance-Fälle ab, davon mehr als 50% vollautomatisch.
Um den Unternehmenserfolg nachhaltig sicherzustellen sowie die Unternehmenskultur weiter zu stärken, hat Mobi24 2022 ein Kulturentwicklungsprogramm gestartet. Erste Ergebnisse sind erfreulich: Ein externes Assessment bestätigt gesunde Unternehmenswerte, und dank erster Massnahmen liessen sich Zusammenarbeit und Mitarbeitendenzufriedenheit noch weiter verbessern. Zusätzlich wurde im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprojekts die Kooperation der beiden operativen Einheiten Assistance und Contact Center weiter gestärkt. Im Berichtsjahr konnten wir mit dem Intraday Management, welches uns ermöglicht, die eingehenden Anrufe auf die beiden operativen Einheiten Assistance und Contact Center optimal zu verteilen, die Erreichbarkeit von Mobi24 verbessern.
Im Berichtsjahr erreichte die Zahl der Assistance-Fälle das Niveau von vor der Corona-Pandemie beziehungsweise übertraf dieses zum Teil. Gegenüber dem Vorjahr betrug der Anstieg bei der Fahrzeugassistance 6%, bei der Personenassistance gar 45%.
Das Contact Center von Mobi24 ist nicht nur für unsere Kundinnen und Kunden wichtig, sondern auch für unsere Generalagenturen. Ausserhalb ihrer Öffnungszeiten übernimmt dieses die Offerten von Mobiliar Produkten, nimmt Schäden auf und bearbeitet diese. Insgesamt führte das Contact Center 37% mehr Tätigkeiten im Bereich Kundensupport aus als im vorangegangenen Berichtsjahr.
Schadenverlauf
Erneut verzeichneten wir im Sommer überdurchschnittlich hohe Unwetterschäden, welche aber nicht das ausserordentliche Ausmass des Vorjahres erreichten. In den Monaten Juni, Juli und September ereigneten sich sechs grosse Unwetterereignisse mit einem Schadenaufwand in der Höhe von rund CHF 110 Mio. Dabei entfielen knapp CHF 100 Mio. auf Hagelschäden. Zudem stellten wir insbesondere in den Sachbranchen gestiegene Reparaturkosten fest, auch aufgrund der gestiegenen Inflation. Damit resultierte wiederum eine überdurchschnittliche Schadenbelastung von 64.2%, die leicht höher ausfiel als im Vorjahr (63.9%).
Weiterführende Informationen:
Tochtergesellschaften und Beteiligungen
Die Mobiliar hat über die letzten Jahre ihre strategischen Beteiligungen und Tochtergesellschaften ausgebaut. Durch Übernahmen und Beteiligungen investiert die Mobiliar in die Entwicklung und in das Wachstum des Unternehmens.